Mein Paradies …

. . . so lautete der Buchtitel von Heinz Erven – ein Buch, das ich nun ausmustere. Es trägt im Innenumschlag eine Original-Unterschrift mit Datum 28.2.85.

Heinz Erven war Diplom-Landwirt aber noch sehr viel mehr. Und mit dem Zitat von Bernhard von Clairvaux eingangs des Buches stimme ich voll überein

„Umfassenderes lernst Du von den Wäldern als in Büchern.
Holz und Steine lehren Dich, wa Du von den Professoren nicht
hören kannst.“

Genau mein Reden – zu viele Bücher verwirren nur und halten vom Handeln ab! Dies wird oft mißverstanden, als sei man gegen Bücher. Keineswegs, das ist nicht der Fall, aber gegen ein Zuviel an Büchern. Denn für Land- und Gartenbau reichen wenige Werke, oft sogar auch ältere, die bereits im Regal stehen! Aber dann könnten die Eitelkeiten der Schreiberlinge von heute ja nicht bedient werden, wenn keiner deren bunte computererstellte Werke kaufen würde, gell! Learning by doing ist immer noch die beste Methode, denn theoretisches Wissen reicht bei der praktischen Arbeit in der Natur keineswegs aus. Außerdem bleibt vielen die Zeit auch nicht, all die Besitztümer, die sich in den Regalen häufen, gründlich zu studieren, es sei denn, man übt schon einen entsprechenden Beruf aus, während dessen Ausbildung die Standardwerke gelesen wurden. Es geht eher um Besitz-Lust wie in allen Bereichen – ob in der Mode oder im Dekobereich … diese vielen schönen bunten Cover mit den reißerischen Titeln preisen eben immer immer neuen tolle Inhalte an, die so neu aber gar nicht sind!

Heinz Erven verdankte obigen Spruch einem Professor, der seinerzeit Direkter des Instituts für Pflanzenkrankheiten an der Universität Bonn war.
Der 1993 verstorbene Heinz Erven betrachtete Universitäten und Wissenschaft zwar als „Diener an der Menschheit“ genauso wie Bauer und Gärtner dies auch sind, für ihn hatten die Wissenschaften jedoch da ihre Grenze, wo sie aufhören, sich an den Naturgesetzen als oberster Richtschnur zu orientieren. Vor allem darf Wissenschaft Natur nicht verändern wollen oder sich gar über sie erheben.

Und noch ein Spruch, zu sehen auf einer Tafel an einem Konglomerat-Gesteinsblock, von denen er Tausende aus seinem Boden entfernen mußte, möchte ich hier verewigen, denn nichts ist wahrer als das! Gärtnern ohne Arbeit und Anstrengung gibt es nicht. Wer das behauptet, gärtnert nicht wirklich! Ich selbst kann da auch nicht so ganz mitreden, denn ich gärtnere nicht im Sinne von Heinz Erven, was ich jedoch bewundere! Er hielt sogar Hühner, um seinen eigenen Dünger zu haben!

Vor den Lohn
hat Gott
den Schweiss gesetzt

Wegen seiner Regenwurm-Kultur wurde Heinz Erven außerdem weithin bekannt. Er hielt sehr viel vom sog. Tennessee-Wiggler, den er sich damals aus den USA per Luftpost kommen ließ. 😉

All das, was man heute weiß, wurde großteils von Leuten wie Heinz Erven abgeschaut und abgeschrieben, wenn auch nicht dem Wortlaut nach. Dies ist der Lauf der Welt, jeder braucht am Anfang Lehrer und Schüler geben – in modifizierter Form – das weiter, was sie von ihren Lehrern mitgenommen haben. Denn so sehr viel Neues gibt es im Bereich Garten ja nun wirklich nicht mehr! Wenn man sich auch vieles ausdenken kann (was nicht zwingend notwendig wäre) und natürlich ist z.B. zeitentsprechende Garten-Deko neu oder Ideen wie ein Feng Shui Garten bei uns oder diese unsäglichen Schottergärten (Gärten des Grauens) all das stellt auch niemand in Abrede, dennoch berührt dies nicht das WESENTLICHE Gartenwissen, um das es mir persönlich geht. Der Umgang mit Garten, vor allem Obst und Gemüse, das Wissen darüber, war schon in meiner Kindheit nicht viel anders als heute – einzig das Wissen und Wollen des Einzelnen war – genau wie heute entscheidend!

So wußte Heinz Erven auch, wie ein wilder Boden in einem Jahr zum Gartenland gerät und noch vieles mehr. Irgendwo – ob im Buch, weiß ich jetzt nicht mehr, las ich sogar von seiner raschen Genesung nach einem schweren Unfall nur durch die Ernährung mit Möhren, die die Kallusbildung des Knochens förderten.

Immer mehr Krokusse erscheinen …


Ein Selbstversorgerdasein auf einem so großen Areal wäre nie mein erstrebenswertes Ziel gewesen! Das überlasse ich gerne anderen, dafür geeigneteren, ja ich wage zu behaupten, dafür geborenen Persönlichkeiten! Sowas gibts! Auch wenn man sowas in Zeiten des Genderwahns ja kaum noch ansprechen darf! Traurig auch, wenn Kritiker gleich in die rechte Ecke gestellt werden!

Ich hab’s jedenfalls mehr mit Ziergärten, wild-romantischen …. 😀

Auf der einen Seite der Frühling, auf der anderen die Vergänglichkeit . . . so filigran …

Das Buch enthält zudem viel interessantes Wissen über die damalige Zeit, so bspw. über die Höchstmengen-Verordnung für Pflanzenschutzmittel vom 1. Januar 1978, nach der mehr als 290 toxische Substanzen zugelassen waren!Ich habe eben nicht den direkten Vergleich zu heute, doch meines Wissens gab es eine Zeit, in der wesentlich mehr mit (vor allem stärkeren!) Giften in der Landwirtschaft und privaten Gärten hantiert wurde als heute! Selbst vor dem hoch- und kontaktgiftigen E 605 schreckten sogar Kleingärtner nicht zurück!

Anhand der Statistik auf dieser Seite hat sich seit dem Jahr 2000 die Anzahl zwar verringert, stieg jedoch seit 2010 wieder an.
Waren es im Jahr 2000 1.130 Mittel, 2009 dann „nur“ noch 629 um im Jahr 2017 auf 818 anzusteigen.

Wer sich die Zeit nehmen kann, kann das gerne mit der Auswahl für den ökologischen Landbau in dieser aktuellen Tabelle vergleichen.

Sogar der eine oder andere Pilz lugt aus dem Boden … bei so viel Holz im Garten kein Wunder … feucht ist es auch ausreichend, ja sogar matschig inzwischen! –

Was ist nun aus dem „Paradies“ von Remagen geworden?

Das ist unter dem Link zu lesen. Der neue Besitzer pflegt die alten Streuobstwiesen auch weiterhin und sicherlich noch manches andere mehr – denn das Remagener „Paradies“ soll, so ist man sich einig, erhalten bleiben.

Ich habe das Buch gelesen und werde jetzt nicht mehr zum Selbstversorger mutieren, es ist aber ganz sicher interessant für jüngere Leute, die diese Art des Lebens vorhaben oder vielleicht schon ein Stück weit leben. Daher verlässt es jetzt meinen Bestand. Falls jemand Interesse hat, gerne melden. Die Bücher werden auch hier angeboten, jedoch nicht immer mit der Original-Unterschrift.

Dekoriert habe ich diesen Post noch mit Bildern aus meinem Garten …
Seltsamerweise blieben die Gläschen mit den künstlichen Blüten im Baum hängen – trotz des starken Sturmes! Mal schauen, was morgen im Garten los ist!